
- Studium & Lehre
Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Vier Projekte an der Friedrich-Schiller-Universit?t werden in diesem Jahr mit einem Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre ausgezeichnet. Die von einer Fachjury ausgew?hlten Projekte erm?glichen es Hochschullehrenden, innovative neue Lehrformate auszuprobieren. Für jedes der Projekte reichen der Stifterverband und das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur bis zu 50.000 Euro aus. Die Projekte sind im September gestartet und laufen bis Ende n?chsten Jahres.?
Markus Gellrich und Anika Klafki erhalten ein Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre für ihre KI "KlausI", die ein personalisiertes, interaktives Klausurentraining anbietet.
Foto: Nicole Nerger (Universit?t Jena)Interaktives Klausurentraining für Studierende
Wie k?nnen sich Jurastudierende besser auf die obligatorischen Klausuren im ersten Staatsexamen vorbereiten? Mit welchen Hilfsmitteln l?sst sich die Falll?sungskompetenz von Studierenden gezielt verbessern? Vor diesen Fragen stehen Prof. Dr. Anika Klafki und ihr Team von der Rechtswissenschaftlichen Fakult?t.
Ihre Antwort lautet ?KlausI?. Dahinter verbirgt sich eine innovative KI, die ein personalisiertes, interaktives Klausurentraining anbietet. Wie Anika Klafki erl?utert, schl?gt die Künstliche Intelligenz den Studierenden Sachverhalte als Klausurthemen vor und gibt ihnen eine Rückmeldung auf ihre Falll?sung. ?KlausI soll den Studierenden Feedback zu Stil, Inhalt und Struktur sowie zum Argumentationsniveau ihrer L?sung geben?, sagt Anika Klafki.
Auch die Datensicherheit werde gro?geschrieben. Weil das KI-Tool und die Datenbank auf Servern der Universit?t betrieben werden, sei das Tool unabh?ngig. Zudem sei das System zukunftssicher und ausbauf?hig. Ein erstes Grundmodell haben Prof. Klafki und ihr Mitarbeiter Markus Gellrich bereits erstellt, im Rahmen des Fellowships soll das Werkzeug noch verfeinert werden. Die Rechtswissenschaftler kooperieren dabei eng mit dem Institut für Informatik der Universit?t Jena. Als Open-Source-Projekt bietet ?KlausI? ein gro?es Transferpotenzial für andere juristische Fakult?ten und Fachbereiche mit ?hnlichen Klausuranforderungen. ?
Tim Haubenreisser erh?lt ein Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre für ein Webtool zur Interpretation lateinisch-philosophischer Texte.
Foto: Nicole Nerger (Universit?t Jena)Textverst?ndnis und Sprachkompetenz in Latein im Fokus
Das Projekt von Tim Haubenrei?er hei?t ??bersetzen mit Programmanleitung. Digitale Dialoge zur Interpretation lateinisch-philosophischer Texte?. Das Ziel dieses webbasierten Werkzeugs ist es, die Sprachkompetenz der Studierenden zu verbessern.
?Es geh?rt zu den Voraussetzungen unseres Faches, lateinische Texte zu interpretieren und strukturell zu analysieren?, sagt Tim Haubenrei?er, der als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie t?tig ist. Das hei?t, die Studierenden erhalten durch das neue Werkzeug keine Eins-zu-eins-?bersetzung der lateinischen Texte, sondern vielmehr Unterstützung, um sie zu eigenen ?bersetzungen zu bef?higen.
Zugleich soll das Webtool dem Lehrer aufzeigen, an welchen Stellen die Studierenden Probleme bei der ?bersetzung haben, wo vielleicht noch Nachholbedarf besteht. Kompetent angewendet, k?nnte das neue System dazu beitragen, die Scheu vor den altsprachlichen Texten zu verringern, sagt Tim Haubenrei?er. Ein weiterer Vorteil: Das System lie?e sich relativ leicht für andere Sprachen nutzbar machen.?
Dr. Denise Schaller (l.) und Grit B?hme haben ein Fellowship für ihr Projekt "Videobasierte Erfahrungsr?ume für interprofessionelle Bildung" erhalten.
Foto: Nicole Nerger (Universit?t Jena)Hochschullehre über Fachgrenzen hinweg
Ein weiteres Fellowship erhalten Dr. Denise Schaller und Grit B?hme. Denise Schaller arbeitet als Fach?rztin in der Klinik für Neurologie am Uniklinikum, Grit B?hme ist Diplom-Sozialp?dagogin (M. A. Sonder- und Integrationsp?dagogik) sowie Ergotherapeutin und arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.
In ihrem Projekt ?Videobasierte Erfahrungsr?ume für interprofessionelle Bildung? schlagen sie eine Brücke zwischen dem Studium der Medizin und der Ergotherapie. Im Zentrum steht dabei die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, sowohl k?rperlichen als auch geistigen Beeintr?chtigungen. ?Wir legen den Fokus auf die Belange behinderter Menschen, auf die Frage, wie ihnen Teilhabe erm?glicht werden kann?, sagt Denise Schaller.
Dabei gehe es beispielsweise um die Begleitung im Alltag, darum, die angehenden ?rztinnen und ?rzte ebenso wie die künftigen Ergotherapeuten für den richtigen Umgang mit behinderten Menschen zu sensibilisieren. In der Ausbildung wird ein Kurzfilm erstellt und die Teilnehmenden sollen bef?higt werden, ihr eigenes Handeln zu reflektieren. Dabei dürfe das theoretische Hintergrundwissen nicht vernachl?ssigt werden, sagt Denise Schaller.?
Digitale Laborbücher sind das Ziel von Kevin Jablonka und Christoph Steinbeck (re.)
Foto: Nicole Nerger (Universit?t Jena)Simulationen und virtuelle Labore erg?nzen das Grundlagenstudium
Um KI-gestützte Lernumgebungen für naturwissenschaftliche Laborpraktika zu entwickeln, wollen die Chemiker Prof. Dr. Christoph Steinbeck und Dr. Kevin Jablonka Simulationen, virtuelle Labore und maschinelles Lernen miteinander verknüpfen. ?Wir wollen die Grundpraktika in der Chemie modernisieren?, sagt Prof. Steinbeck. Hei?t konkret: Weg mit handgeschriebenen Laborbüchern, hin zu digitalen Aufzeichnungen.
Der Vorteil liege klar auf der Hand: Die Ergebnisse von Experimenten werden digital erfasst, sind maschinenlesbar und damit für weitere Nutzende einfach verfügbar. Zugleich k?nnen Browser-basierte virtuelle Labore Experimente mit Simulationen verbinden, wodurch ein sicheres und wiederholbares Explorieren erlaubt wird. Die von den Studierenden erhobenen Daten werden mit KI-gestützten Werkzeugen analysiert, was ein kritisches Verst?ndnis der M?glichkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz f?rdert.
Christoph Steinbeck sagt, das geplante System sei nichts grundlegend Neues, in der Industrie seien Labor-Info-Management-Systeme seit Jahren Standard. Mit dem Projekt ?KI-gestützte Lernumgebungen für naturwissenschaftliche Laborpraktika: Integration von Simulationen, virtuellen Laboren und maschinellem Lernen? k?nne dieser Standard für die Hochschullehre nutzbar gemacht werden.
Hintergrund:
Das Programm ?Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre? ist Bestandteil der 2021 fortgeschriebenen ?Thüringer Strategie zur Digitalisierung im Hochschulbereich?, die das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit den Hochschulen entwickelt hat. Dafür stellt der Freistaat 2025 mehr als sieben Millionen Euro zur Verfügung. Das Fellowship-Programm ist eine Ma?nahme aus dem Bereich ?Digitale Hochschullehre?. Die Fellows erhalten die M?glichkeit, ihre digitalen Lehrkonzepte umzusetzen, egal ob es um die Finanzierung von Mitarbeiterstellen oder die technische Ausstattung geht. Au?erdem bietet das Programm den Fellows Raum, sich auszutauschen und zu vernetzen.